Unser Mann in Frankreich

Denken wir an Deutsche, die durch ihr Handeln die französische Kultur geprägt haben, kommen uns einige, namhafte Persönlichkeiten in den Sinn.
So erinnern wir uns allen voran an unseren Modezaren, Karl Lagerfeld, der als kreativer Direktor im Jahre 1983 frischen Wind in das Modehaus Chanel brachte und durch die Kombination klassischer Chanel-Elemente mit zeitgemäßen, provokativen Trends das Unternehmen wieder zu einer der begehrtesten Luxusmarken der Welt formte.
Blickt man noch weitere Jahrzehnte in die Vergangenheit, so denken wir insbesondere an eine aus Kreuzberg stammende, junge Frau, die nicht nur im Schauspiel Fuß fasste, sondern auch musikalisch zu überzeugen wusste. Die in Berlin geborene Marlene Dietrich, die durch den Film „Der blaue Engel“ berühmt wurde, faszinierte die Welt durch ihre verführerische Ausstrahlung und androgyne Eleganz. So war sie eine der ersten Frauen, die in Hosenanzügen auftrat und in den 1930er bis 1950er Jahren vornehmlich in Frankreich als Stilikone galt. Dort feierte sie im Anschluss an ihre Filmkarriere weitere Erfolge und begeisterte das Publikum in berühmten Nachtclubs auch gesanglich mit Liedern wie „La Vie en Rose“.
Nahezu zeitgleich entwickelte sich Hans Hartung zu einem der bedeutendsten Vertreter der abstrakten Kunst des 20. Jahrhunderts. Nachdem er Deutschland im Jahre 1935 verlassen hatte, um der NS-Verfolgung als „entarteter Künstler“ zu entgehen, erlebte er in Frankreich in den 1950er bis 1960er Jahren seinen internationalen Durchbruch und wurde für seinen dynamischen und gestischen Malstil bekannt.
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Aus Mainz an die Spitze der Weinwelt
Während die benannten Personen heutzutage vermutlich jedem ein Begriff sind, hatte es bereits 100 Jahre zuvor einen anderen Deutschen nach Frankreich verschlagen, der bei der Aufzählung solch' namhafter Persönlichkeiten unrichtigerweise, aber leider häufig, in Vergessenheit gerät. Wie auch die bereits veranschaulichten Künstler, ging er in Frankreich seiner großen Leidenschaft nach und hat erreicht, dass sein Wirken noch bis heute in der Spitzengastronomie und in vielen Kellern passionierter Weinsammler nachhallt.
Die Rede ist von Johann Joseph Krug, der im Jahre 1800 in Mainz geboren wurde und im Laufe seines Heranwachsens eine Passion für Wein entwickelte. Nachdem er in Deutschland aufgewachsen war, zog ihn seine Leidenschaft nach Frankreich, wo er zunächst für Jacquesson & Fils, einem der ältesten Champagnerhäuser der Welt, arbeitete und wertvolle Erfahrungen sammelte.
Während in ihm, im Rahmen seiner ersten beruflichen Station in Frankreich, eine tiefe Liebe für das Handwerk der Schaumweinproduktion entfachte, wagte er im Jahr 1843 den Schritt in die Selbstständigkeit, womit sich einiges für die Champagnerproduktion verändern sollte.
Johann Joseph Krug wollte nicht nur seinen eigenen Champagner entwickeln, sondern verfolgte ein ehrgeiziges Ziel: Unabhängig von den klimatischen Bedingungen, in jedem Jahr einen Champagner von höchster Qualität zu produzieren. Um dies zu erreichen, kombinierte er unterschiedliche Jahrgänge miteinander, wobei es sich zum damaligen Zeitpunkt um eine bahnbrechende Vorgehensweise handelte und er die unterschiedlichen Wetterverhältnisse ausbalancierte.
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Krugs Alleinstellungsmerkmale
Dass Johann Joseph Krug einen gesteigerten Wert auf die Qualität seiner persönlichen Erzeugnisse legte, zeigte sich jedoch nicht nur in der Assemblage verschiedener Jahrgänge, sondern auch in seiner generellen Vorgehensweise beim Ausbau der Weine.
So setzte er bei der Gärung auf kleine Eichenholzfässer, die dem Champagner noch mehr Struktur und Tiefe verleihen sollten und ließ den Wein außergewöhnlich lange reifen, um seine Komplexität zu steigern.
Auch wenn Johann Joseph Krug bereits 23 Jahre nach der Gründung seines eigenen Champagnerhauses verstarb, wird noch heute an seiner Philosophie festgehalten. So entwickelte sich das handgeschriebene Notizbuch des Gründervaters zum Leitfaden der nachfolgenden Generationen, dessen Grundsätze noch heute Bestand haben.
Krugs Grand Cuvée
Während sich viele andere Champagnerhäuser ausschließlich auf Jahrgangs-Champagner konzentrieren, ist Krug u.a. für seine Grand Cuvée bekannt. Diese setzt sich aus einer Assemblage von mehr als 120 Weinen zusammen, die aus mehr als zehn verschiedenen Jahrgängen stammen.
Längere Reifezeit
Des Weiteren reifen die Krug-Champagner vergleichsweise lange im Keller, sodass sie dort mindestens sechs Jahre oder über einen deutlich längeren Zeitraum hinweg ruhen. Dadurch entsteht die charakteristische Finesse und die außergewöhnliche Vielfalt, die dem Champagner immer wieder nachgesagt wird.
Holzfassgärung
Während viele Produzenten auf Edelstahltanks setzen, nutzt Krug nach wie vor kleine Eichenholzfässer für die erste Gärung, wodurch besonders strukturierte und komplexe Weine mit bemerkenswerter Langlebigkeit entstehen, die sich somit ideal zur weiteren Lagerung eignen.
Jahrgangs-Champagner
Neben der ikonischen Krug Grand Cuvée bietet das Haus auch deutlich seltenere Jahrgangs-Champagner an, die im Gegensatz zu den Grand Cuvées ein individuelles Geschmackserlebnis bieten und sich jahrgangsspezifisch voneinander unterscheiden.
Einzellagen
Daneben existieren die noch exklusiveren Krug Clos du Mesnil und Krug Clos d'Ambonnay. Diese Weine stammen aus einzelnen, ummauerten Weinbergen und zählen zu den edelsten und nachgefragtesten, wenngleich auch deutlich teureren Champagnern der Welt.
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Heutige Bedeutung
182 Jahre nach der Gründung des Champagnerhauses lässt sich eindeutig belegen, dass Johann Joseph Krug sein ehrgeiziges Ziel erreicht hat. Sein Champagner steht nicht nur in der gehobenen Gastronomie, sondern auch heute noch bei Kennern und Sammlern hoch im Kurs.
Auch wenn Krug inzwischen zum Luxuskonzern LVMH gehört, wahrt die heutige Kellermeisterin, Julie Cavil, die ursprüngliche Vision und hält den Ruf des Champagnerhauses, als eines der Besten der Welt weiterhin aufrecht.
Wie die zuvor benannten Karl Lagerfeld, Marlene Dietrich und Hans Hartung zählt auch Johann Joseph Krug zu den einflussreichsten Deutschen, die die französische Kultur geprägt haben und deren Einfluss auch über ihren Tod hinaus weiterhin fortlebt.
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