Kaiser, Könige, Kulturen - Weine, die Geschichte schreiben
Wie erfahrene Investoren wissen, ist Wein nicht nur ein Genussmittel, sondern bietet als Sachwert eine stabile, positive Wertentwicklung mit einer geringen Volatilität.
Während sich heutzutage bereits einige, clevere Personen über beständige Renditen und einen kontinuierlichen Wertzuwachs in ihrem Weindepot freuen dürfen, prägte Wein als Kulturgut die Menschheitsgeschichte.
Somit ist der verdient beigemessene Stellenwert von Weinen wie dem Château Lafite Rothschild aus dem Bordeaux, dem Chambertin Grand Cru der Domaine Trapet oder dem Garrafeira Port von Niepoort nicht nur gegenwärtig wahrnehmbar.
Besonders in Schlössern von Kaisern und Königen wurde edlen Tropfen bereits eine herausragende Bedeutung zugetragen, sodass exklusive Weine nicht nur als spirituelles Gut, sondern auch als Statussymbol oder diplomatisches Werkzeug dienten.
Ein Zeichen von Macht und Wohlstand
Während der Konsum der besten Weine der Welt heute gut verdrahteten Weinenthusiasten und wohlhabenderen Familien vorbehalten ist, stellte Wein für Kaiser und Könige ebenfalls weit mehr als ein Getränk dar - der ausgeschenkte Wein widerspiegelte Macht und Reichtum.
Damals in einem noch anderen Verhältnis als heute, mussten sich die meisten Menschen mit einfachem Bier und Wasser begnügen, sodass der Konsum einfacheren Weins bereits eine gewisse Exklusivität vermittelte.
Auch wenn das Sortiment zur damaligen Zeit überschaubarer war als heute, gab es jedoch eindeutige Unterschiede bei der Auswahl, sodass insbesondere französische Weine aus dem Bordeaux und dem Burgund in europäischen Königshäusern große Beachtung fanden.
Kaiserliche Vorlieben
Als einer der größten Feldherren der Geschichte, war Napoleon Bonaparte nicht nur ein Meisterstratege, sondern auch ein Mann mit einem ausgeprägten Sinn für Genuss. So bevorzugte er Weine aus der ca. 13 Hektar großen Lage Chambertin aus der Côte de Nuits im Burgund. Seine Begeisterung für den reinsortigen Pinot Noir, aus dem nach Südosten ausgerichteten Hang war dabei so groß, dass er ihn überall mit hinnahm, selbst wenn er mit seinem Heer in den Krieg zog.
In diesem Zusammenhang ist überliefert, dass Wein für Napoleon nicht nur ein Getränk, sondern auch eine Quelle der Inspiration und ein Symbol für Heimat und Kultur darstellte. In den schwierigsten Zeiten seiner Karriere sollen ihm die Weine aus Chambertin einen Hauch von Komfort und Normalität geboten haben.
Auch wenn sich darüber streiten lässt, inwieweit es Napoleons Chambertins zugutekam, dass er sie aus gesundheitlichen Gründen mit Wasser verdünnte, ist unumstritten, dass die Weine, insbesondere aufgrund seiner Vorliebe und ihrer außerordentlichen Qualität, bis heute zu den begehrtesten des Burgunds zählen.
Illustre Fangemeinde
Nicht weniger begehrt waren bereits im 18. Jahrhundert die Weine aus dem Bordeaux, wobei vornehmlich das legendäre Château Lafite Rothschild eine illustre Fangemeinde für sich gewinnen konnte. So fand der Wein aus dem Pauillac durch König Ludwig XV. von Frankreich den Weg an die Tische europäischer Monarchen, der ihn als „göttliches Elixier“ zum festen Bestandteil seiner Bankette machte, um Gäste zu beeindrucken und politische Allianzen zu festigen.
Während Lafite Rothschild auch bei seinem Nachfolger Ludwig XVI. hohes Ansehen genossen, erlangte der Wein durch prominente Liebhaber weltweite Bekanntheit.
Einer von ihnen war kein Geringerer als der dritte Präsident der Vereinigten Staaten, Thomas Jefferson, der das Weingut persönlich besuchte und zahlreiche Flaschen für seinen eigenen Weinkeller in die USA importieren ließ.
Nicht nur aufgrund seiner historischen Vergangenheit und kontinuierlichen Spitzenqualität, sondern auch aufgrund der regelmäßigen Bestbewertungen der Weinelite, steht Château Lafite Rothschild auch bei Prominenten der Neuzeit weiterhin hoch im Kurs.
So erwähnt der bekennende Liebhaber des Châteaus, Jay-Z, den Wein nicht selten in seinen Liedern, während David Beckham ebenfalls als Bewunderer des Weinguts gilt.
Politische Verbindungen
Doch nicht nur trockene, französische Rotweine, sondern auch süßere Erzeugnisse standen bei Königen und Adeligen vorheriger Jahrhunderte hoch im Kurs. So war König Georg IV. von Großbritannien für seine Vorliebe für Portweine bekannt, was zur Popularität des portugiesischen Erzeugnisses im Vereinigten Königreich beitrug.
Die gesteigerte Nachfrage resultierte jedoch insbesondere aus dem Methuen-Vertrag von 1703 zwischen England und Portugal, wodurch der Handel von portugiesischen Weinen anstieg und sich Portwein zu einem bevorzugten Getränk der britischen Krone und des Adels entwickelte.
Da Portwein besonders teuer war, symbolisierte er, ebenfalls wie die Weine aus dem Burgund und dem Bordeaux, Wohlstand, was ihn für Könige und Adelige besonders attraktiv machte.
Der Einfluss auf die heutige Weinkultur
Vergleicht man die Vorlieben der Gegenwart mit denen der Neuzeit, so lässt sich eindeutig belegen, dass Kaiser und Könige die heutige Weinkultur nachhaltig geprägt haben. Viele der damals geschätzten Anbaugebiete, wie das Bordeaux oder das Burgund, gelten auch heute noch als Hochburgen des Weingenusses, was sich auch an einem beispielhaften Staatsbesuch im Herbst 2023 untermauern lässt.
Im Rahmen seiner ersten Reise als König des Vereinigten Königreichs nach Frankreich erfreute sich König Charles im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles über eine Auswahl bester Weine. Vermutlich zur Untermauerung der Britisch-Französischen-Allianz eröffnete den Abend die Pol Roger Champagner-Cuvée Sir Winston Churchill, der als Premierminister und Staatsmann insbesondere die Brut-Jahrgänge des Produzenten schätzte und regelmäßig genoss – und dem nach seinem Tod, die spezielle Cuvée des Champagnerhauses gewidmet wurde.
Anknüpfend genossen König Charles und Königin Camilla, wie hätte es auch anders sein können, zwei Weine aus dem Burgund und dem Bordeaux, wobei es sich um keine geringeren als Château Mouton Rothschild und den Bâtard Montrachet Grand Cru von Olivier Leflaive handelte.
Blickt man heute nicht nur auf besondere Staatsempfänge, sondern wirft man einen Blick in die Weinkarten der ausgezeichneten Restaurants der Welt, so lässt sich eindeutig belegen, dass die Vorlieben und Traditionen der Kaiser und Könige die heutige Weinkultur nachhaltig geprägt und die benannten Weingüter bis heute nicht an Prestige verloren haben.
Vom Investieren in Wein konnte man damals allerdings noch nicht profitieren.